Yacht: Nr. 7-2006
Mit der Segelyacht zum Markusplatz
Über die Adria in die Lagune von Venedig
Wer in der nördlichen Adria segelt, sollte auf einen Besuch Venedigs und seiner Lagune nicht verzichten. Die weite Wasserlandschaft ist auch für tiefgehende Segelyachten ein lohnendes
Törnziel.
Zarter Dunst zeichnet die Landschaft zwischen Himmel, Meer und Festland weich. Die Lagune empfängt fast immer mit diesem feinen Schleier.
Es ist Mitte Oktober, ein milder und sonniger Herbsttag. Wir sind am sehr frühen Morgen in Portoroz, dem Badeort im slowenischen Teil der Halbinsel Istrien ausgelaufen. 52 Seemeilen, Kurs 264
Grad, Richtung Venedig. Acht Stunden später gleiten wir den endlosen, flachen Sandstränden Jesolos entlang und halten auf den "Porto di Lido" zu, der nördlichsten und stadtnächsten der drei
Einfahrten ("Porti") in die Lagune von Venedig.
Spät taucht der unverwechselbare schwarz-weiß karierte Leuchtturm "La Pagoda" am Kopf des langen Leitdamms am Porto auf. Mehrere hundert Meter breit ist die Einfahrt. An Steuerbord ist sie durch
die Halbinsel Cavallino begrenzt, am Backbord von der mondänen Badeinsel Lido. Voraus sind kleine Inseln und dahinter die Dächer der Glasbläserinsel Murano in Sicht. Mit einer Ansteuerung auf 300
Grad ist man vorerst auf der sicheren Seite.
Aber wo ist Venedig? Die Frage kommt an dieser Stelle immer. Antwort: Wir sind schon da! Venedig ist nämlich nicht nur der Steinwurf rund um den Markusplatz. Venedig, das ist eine riesige, 500
Quadratkilometer ausgedehnte Wasserlandschaft mit unzähligen Kanälen, einsamen Feuchtwiesen und dutzenden verlassenen und bewohnten Inseln.
Trotzdem, das berühmte Zentrum zieht magisch an. Jede und jeder wollen erst einmal dorthin. Also gut, fahren wir hin! Vom Porto di Lido bis vor den Markusplatz sind es noch rund 4,5
Seemeilen.
Venedig wartet auf Schiffe
Spannung und Erwartung machen sich an Bord breit. Natürlich waren alle schon mehrmals in Venedig, mit dem Auto oder Zug über die lange Brücke vom Festland kommend. Das ist der
Hintereingang.
Aber nur die Annäherung auf eigenem Kiel über die Adria und die Lagune entspricht der Idee dieser Stadt im Wasser. So ist sie gebaut. Venedig wartet auf Schiffe. Und sie kommen. Es tummeln sich
kleine Fischerboote, Transportkähne, Arbeitsplattformen, Fähren, Segelyachten, Wassertaxis, Frachter, Motoryachten und Passagierschiffe. Ein riesiger, mehrstöckiger Pott türmt sich mit dröhnender
Sirene mächtig vor uns auf. Eine Fähre auf dem Weg nach Griechenland beansprucht Wegerecht.
Superlative sind schlechter Stil. Wie aber soll die Einfahrt nach Venedig sonst beschrieben werden? Auf eigenem Kiel und in selbst bestimmtem Tempo Richtung Markusplatz zu gleiten ist wirklich
"einzigartig". An Bord weht der Atem großer Geschichte.
Zwei Seemeilen nach der Einfahrt durch den Porto, dort wo der Canale di San Nicolo nach Süden schwenkt, wacht - heute harmlos - die Festung San Andrea auf der Insel Le Vignole. Die zahlreichen
Geschützpforten knapp oberhalb der Wasserlinie sind zugemauert, aber noch gut sichtbar. An dieser Festung ist in der langen Geschichte der mächtigen Seerepublik niemals ein ungebetenes Schiff
vorbeigekommen. Trotzdem haben die Kanonen dieser Insel ihren Anteil am Untergang der selbständigen Republik Venedig im Jahr 1797. Zwei Schüsse auf einlaufende französische Kriegsschiffe
erzürnten Napoleon Bonaparte so sehr, dass er die alt und schwach gewordene Stadt zur kampflosen Kapitulation zwang.
Wir folgen nun zuerst dem Canale di San Nicolo nach Süden und schwenken wenig später westlich in den Canale di San Marco ein, wegen seiner Breite wird er auch Bacino (Becken) di San Marco
genannt. An Steuerbord befindet sich nun bereits die Hauptinsel Venedig. Ein langer Kai zieht sich bis zum Markusplatz. Große Schiffe liegen längsseits. Wir legen kurz an, der unangenehm starke
Schwell des regen Schiffsverkehrs vertreibt uns allerdings bald wieder. Also weiter.
Inmitten gebauter Schönheit
Venedig in all seiner Pracht liegt nun vor uns. Der Campanile (Glockenturm) vom Markusplatz ist bereits gut sichtbar. An Steuerbord gleiten wir zuerst an grünen Parkanlagen entlang, die das
Gelände der internationalen Kunstausstellung Biennale beherbergen.
Später säumen Gebäude den Kai. Ein großer schwarzer Anker markiert das für Bootsfahrer interessante Museo Navale. Kleinere Kanäle münden unter eleganten Bogenbrücken in das Bacino di San
Marco.
An Backbord erhebt sich ein mächtiger Kirchenkomplex aus dem Wasser, San Giorgio Maggiore, ein Werk des venezianischen Star-Architekten Andrea Palladio aus dem 16. Jahrhundert. Jetzt beginnen die
Kameras zu glühen. Wir befinden uns inmitten gebauter Schönheit. Kein Bootsrevier auf der Welt bietet vergleichbares! An Steuerbord der Dogenpalast mit Seufzerbrücke. Die Piazetta mit ihren zwei
Säulen gibt den Blick auf Markusplatz, Campanile und Markusdom frei.
Das Schiff dreht Runde um Runde. Jeder will sich vor dieser Kulisse als stolzer Rudergänger ablichten lassen. Platz ist genug. Aber der turbulente Schiffsverkehr muss im Auge behalten werden.
Pausenlos legen die städtischen Linienschiffe, die Vaporetti, an und ab. Ihre Schiffsführer reagieren genervt auf Störungen. Dutzende Gondolieri steuern die schwarzen Wahrzeichen Venedigs
routiniert durch das Getümmel. Die Fahrer der Lastenkähne machen bella figura. Das geht so: Sehr relaxt aufrecht im Kahn stehen, die Pinne lässig zwischen den Beinen und das Handy am Ohr…
Vom Prunk zum Alltag
Westlich vom Markusplatz zweigen zwei große Kanäle vom Bacino di San Marco ab. Der eine ist die grandioseste Wasserstraße der Welt, der Canal Grande. Sein Befahren ist fremden Booten verboten.
Das können Sie mit einem Vaporetto später nachholen. Aber ein kleines Stück bis auf die Höhe des prachtvollen Kirchenkomplex Santa Maria della Salute stecken wir unsere Nase doch hinein. Die
Kirche mit ihrer riesigen weißen Kuppel ist auf unglaublichen eine Million Holzstämmen errichtet.
Jetzt aber umkehren, bevor es Probleme gibt. Wir umrunden die "Dogana da Mar", die historische Zollstation Venedigs. Sie ziert ein vergoldeter Globus, darauf eine Statue der Glücksgöttin Fortuna.
Dies ist eine Erinnerung an den immensen Reichtum, den die Schifffahrt über Jahrhundert in dieses Zentrum einer einstigen Weltmacht strömen ließ.
Jetzt sind wir im Canale della Giudecca. An beiden Ufern zeigt sich das venezianische Leben nun wieder viel alltäglicher. Der Kanal erstreckt sich auf knapp eineinhalb Seemeilen in Ost-West
Richtung von Bacino di San Marco bis zur hässlichen Parkplatz-Insel Tronchetto. Vom Wasser aus sehen wir bummelnde Studenten, einkaufende Passanten, Restaurants, Handwerker, die neue "Statione
Marittima" und - wir sind in Venedig - natürlich auch immer wieder imposante historische Bauten, wie etwa die Kirche "Il Redentore" auf der Insel Giudecca.
Wohin mit 2,8 Meter Tiefgang?
Müdigkeit macht sich an Bord breit. Noch im Dunkeln sind wir am Morgen in Portoroz aufgebrochen. Die vielen Eindrücke wollen verarbeitet werden. Es reicht. Aber wo finden wir nun einen sicheren
Liegeplatz? Unsere Grand Soleil 50 hat 2,8 Meter Tiefgang. Das ist in Lagunengewässern nicht ideal. Auf den bisher befahrenen Kanälen war unser Tiefgang überhaupt kein Problem, für die Marinas im
Zentrum aber schon. In die wunderbar gelegene kleine Marina auf der Insel San Giorgion Maggiore, direkt gegenüber dem Markusplatz, traue ich mich nicht. Es könnte sich mit Glück gerade noch für
die sprichwörtliche Handbreit Wasser unter dem Kiel ausgehen. Im Vorjahr habe ich im Marina-Becken bei mittlerem Wasserstand drei Meter gelotet. Aber jetzt haben wir ablaufendes Wasser. Es ist zu
riskant.
Ein Anruf in der hübschen, ruhigen Marina in St. Elena, dem Diporto Velico Veneziano, ergibt ebenfalls, dass im Moment 2,8 Meter Tiefgang zu viel sind. Die Einfahrt sei etwas versandet. Zwei
Meter und etwas mehr wären kein Problem, aber 2,8… . Man versichert mir, dass über den Winter die gesamte Marina auf drei Meter Tiefe ausgebaggert wird. Das ist sehr löblich und auch glaubhaft,
aber im Moment haben wir davon nichts.
Die dritte Möglichkeit ist nun die etwas abseits liegende einfache Marina Lio Grando am Canale di Treporti, an der Lagunenseite der Halbinsel Cavallino. Dort, an den zwei äußeren Stegen, ist die
Wassertiefe mit 4-5 Metern für uns jedenfalls ausreichend. Das heißt, zurück bis knapp vor den Porto di Lido, dann nach Norden, rund 1,5 Seemeilen den Canale di Treporti hinauf und die Marina ist
da. Es ist so viel Platz, dass wir das Schiff mit langen Festmachern ohne Stegberührung vertäuen können. Das ist gut, weil der Wasserstand gezeitenbedingt bald steigen wird, und wir uns so
lästiges Scheuern am Steg ersparen. Wir legen an, tanken Wasser und spazieren zu den Bars bei der nahen Vaporetto-Station Punta Sabbioni. Von hier könnte man mit dem Linienschiff problemlos zur
Hauptinsel übersetzen.
Ankern in der Einsamkeit
Bei einem Glas Wein erzähle ich der Crew von Ankermöglichkeiten etwas weiter nördlich in der absoluten Einsamkeit und Stille der Lagune.
Aufbruch. Wozu brauchen wir eine Marina? Das wollen wir doch erleben! Warum sagst Du das nicht gleich? Wir werden uns also in die Büsche schlagen.
Eine hervorragende Entscheidung. Nach einer Seemeile passieren wir die Vaporetto-Station Treporti. Nördlich davon geht der Canale di Treporti in den Canale di San Felice über. Jetzt erlebt man
die Lagune von einer ganz unbekannten Seite. Hier gibt es keinen Linienverkehr mehr, ab und zu tuckert ein Fischerboot vorbei, gelegentlich ein Lastenkahn oder ein Arbeitsschiff, damit hat es
sich. Wir sind angekommen in der Einsamkeit und Stille der nördlichen Lagune.
Die vorherrschende Landschaft hier sind ausgedehnte Salzwasserwiesen, die so genannten "Barene". Ebbe und Flut sind das Atmen der Lagune, die Barene sind ihre Lungen. Sie können Unmengen Wasser
speichern, reinigen und wieder abgeben. Der Tier- und Pflanzenreichtum ist groß.
Inmitten dieser endlos scheinenden Wasserwelt, am Rande des breiten Kanals lassen wir auf sechs Meter Tiefe unseren Anker fallen. Im schlammigen Grund der Lagune hält er sofort und bombensicher.
Wir werden auch beim nächtlichen Kentern des Gezeitenstroms keine Probleme haben.
Die Szenerie um uns ist beeindruckend. Abendlicher Nebel ist über den Barene aufgezogen. In der Ferne sind noch ein paar Lichter und Türme, darunter der schiefe Kirchturm der bunten Fischerinsel
Burano, zu erkennen. Ansonsten Vögel, Stille und das sanfte Plätschern des vom Gezeitenstrom bewegten Wassers. Wie schön, wenn jetzt ein hervorragender Koch im gemütlich warmen Bauch des Schiffes
ans Werk geht und die eine oder andere Flasche Wein an Bord ist… .
Die Lagune hat viele Gesichter. Wer nur das überlaufene Zentrum Venedigs mit seinem turbulenten Chaos an Schiffen und Menschen gesehen hat, kennt sie nicht wirklich. Venedig hängt mit all seinen
Wurzeln in der weiten Wasserlandschaft. Ohne ihre Lagune ist die Stadt nicht denkbar. Über Jahrhunderte erfüllte sie in hoch organisierter Arbeitsteilung wichtige Funktionen. Sie war Stadtmauer,
Lebensraum, Rohstofflieferant und Ernährungsgrundlage. Die vielen Inseln wurden gezielt als Festungs-, Fischer-, Bauern-, Kloster-, Quarantäne-, Industrie-, Friedhofs- oder Lazarettinseln
genutzt. Zum Teil haben sie ihre Funktionen bis heute beibehalten. Einige sind heute verlassen, andere haben touristische oder kulturelle Nutzungen bekommen.
Vom Industriekanal zur Fischer-Insel
Es ist ein wunderbares Erlebnis diese Vielfalt auf eigenem Kiel zu durchstreifen. Selbst mit unserer 2,8 Meter tiefgehenden Segelyacht stehen uns weite Teil der Lagune offen. Es gibt genügend
tiefe Kanäle. Einige davon wollen wir heute befahren. Wir haben uns für ein Kontrastprogramm zwischen Großschifffahrt, Chemie-Industrie und idyllischer Fischerinsel entschieden.
Die Route führt uns zuerst zurück ins Zentrum, vorbei am Markusplatz in den schon bekannten Canale della Giudecca bis zur Parkplatz-Insel Tronchetto und weiter nach Nordwesten in den Canale
Vittorio Emanuelle III. Nach zwei Seemeilen auf diesem Kanal sind wir mitten in einer bizarren Industriewelt. Öltanks, Verladeeinrichtungen, Förderbänder und Frachter begrüßen uns. Wir drehen
nach Süden in den Canale Malamocco, gelegentlich auch treffender "Canale Petrol" genannt, ab. Schnurgerade zieht sich dieser vorbei an den rauchenden Schloten großer Petrochemischer Industrien.
Dazwischen immer wieder Ruinen verlassener Fabriken. Diese Industrien wurden ab den zwanziger Jahren des letzen Jahrhunderts hier in Marghera angesiedelt. Sie belasten mit ihren Abwässern die
Lagune bis heute. Langjährige Umweltprozesse wurden darum geführt. Die Öltanker sind eine tickende Bombe. Nicht auszudenken, was bei einem Tankerunfall in der ökologisch sensiblen Lagune
passieren würde. Dennoch ist es beeindruckend. Und wenn so ein Riesentanker oder Frachtschiff entgegenkommt, wird die Yacht sehr, sehr klein.
Nach gut sechs Seemeilen ist der Spuk vorbei. Wir zweigen nach Osten ab in den Canale Marghera. An Back- und Steuerbord erstrecken sich die endlosen Wasserflächen der südlichen Lagune. Voraus
taucht der Porto di Malamocco auf. Hier ginge es hinaus in die offene Adria. Wir aber drehen vor dem Porto nach Süden in den Canale di San Pietro ab. Er führt uns unter wechselnden Namen sechs
Seemeilen an einer der schönsten Inseln der Lagune entlang.
Die schmale und lang gestreckte Fischerinsel Pellestrina bildet mit der Insel Lido und der Halbinsel Cavallino den Schutzstreifen, der die Lagune vom Meer trennt. Zwei Werften gibt es auf
Pellestrina, ein paar Handwerker, wenige Bars und Restaurants. Die meisten Bewohner leben von Fischerei und Muschelzucht.
Der schiffbare Kanal führt immer der Insel entlang. Fährt man Richtung Süden liegt die weite Lagune an Steuerbord, die Insel an Backbord. In langen Reihen liegen die Fischerboote vor den bunten
Orten. Originell und wahre Meisterwerke bautechnischer Improvisationskunst sind zahlreiche bizarre Pfahlbauten im Wasser. Die Fischer deponieren dort im guten Abstand zu den Wohnhäusern Gerümpel
und Gerät, vor allem aber alles, was stärker nach Fisch und Meeresfrüchten riecht.
Lange Abschnitte der Insel bestehen nur aus einer Mauer und etwas Sandstrand. Die so genannten "Murazzi" wurden noch von den alten Venezianern zum Schutz der Lagune vor den Stürmen der Adria
gebaut. Die Mauern sind Bollwerke gegen das Meer und Zeugnis einer über Jahrhunderte mit riesigen technischen Anstrengungen geführten Auseinandersetzung mit den Kräften der Natur.
Südlich der Insel Pellestrina in unmittelbarer Nähe der Stadt Chioggia wartet der dritte und südlichste "Porto" auf die Ein- und Ausfahrt der Schiffe in die Lagune. Durch den "Porto di Chioggia"
gleiten wir wieder hinaus in die offene Adria. Hinüber nach Istrien, nach Pula, Rovinj oder Piran. Je nachdem, wie draußen der Wind steht.
Karten, Wetter, Kanäle, Orientierung, Marinas, Literatur…
Dalben kennzeichnen die Kanäle
Die schiffbaren Kanäle sind mit Pfählen (Dalben) gekennzeichnet. Die Kanäle können mehrere hundert Meter breit sein und sich zu Becken ausweiten. Die Mindestbreite beträgt mit wenigen Ausnahmen
rund 20 Meter. Die sicherste Fahrrinne ist in der Regel rund fünf Meter neben den Dalben. Manche Kanäle sind auf beiden Seiten durch Dalben begrenzt, andere nur auf einer Seite, dann ist es
besonders wichtig zu wissen, welche Seite der Dalbenreihe die richtige ist.
Die wichtigste Regel ist folgende: Nummer und Spitze der Dalbe müssen zu Ihnen schauen! Die Dalbenreihen sind nummeriert. Auf der richtigen, befahrbaren Seite eines Kanals sind Sie, wenn die
Nummern auf den Dalben zu Ihnen schauen. Oft, aber nicht immer haben die Nummern einen weißen Hintergrund, bzw. befindet sich oberhalb der Nummern ein weißes Viereck.
Eine Dalbe besteht aus drei Pfählen. Sie sind in Form eines Dreiecks in die Lagune gerammt. Die Spitze dieses Dreiecks zeigt immer in Richtung Kanal. Wenn Spitze und Nummer zu Ihnen schauen, sind
Sie in einem Kanal.
Ein geschütztes Revier
Die Lagune ist ein geschütztes Revier. Lang gestreckte Inseln trennen sie vom offenen Meer. Zahlreiche Inseln, Feuchtwiesen und Schilf behindern zudem auch bei Sturm den Aufbau von großen Wellen.
Die Lagune ist daher auch ein ideales Revier für kleinere Segelyachten, die größere Fahrten auf dem offenen Meer scheuen.
Ganz vernachlässigen sollte man den Seegang allerdings nicht. Es bleiben immer noch große freie Wasserflächen, in denen sich Wellen aufbauen können. In Verbindung mit dem Gezeitenstrom kann der
Seegang auch unangenehm kabbelig werden.
Es gilt das Adria-Wetter
Grundsätzlich hat für die Lagune das Adria-Wetter Gültigkeit. Gewitter können immer vorkommen. Drei Winde herrschen vor: 1. Der sommerliche Schönwetterwind, der "Maestrale", er bläst vornehmlich
aus West bis Nordwest. 2. Der kalte, überraschend und böig einfallende Nordostwind "Bora". 3. Der warme, sich langsam aufbauende Südwind "Scirocco". Er bringt schlechtes Wetter. Bora und Scirocco
können Sturmstärke erreichen. Zusätzlich zu beachten sind häufige Sichtbeeinträchtigungen durch Dunst oder - vor allem im Spätherbst und Winter - dicken Nebel. Das Antlitz der Lagune kann sich
dadurch schnell verändern.
Ankerplätze, Pfahlboxen, Ringe, etc.
Die klassische Ankerbucht, eingezeichnet mit Tiefenangaben in der Seekarte gibt es in der Lagune nicht. Es gibt aber einsame und breite Kanäle ohne Linienschifffahrt, in denen geankert werden
kann. Grundsätzlich ist wichtig, auf keinen Fall die Schifffahrt zu behindern.
95 Prozent der nautischen Infrastruktur Venedigs sind für den Alltag der Venezianer bestimmt und dürfen von Bootstouristen nicht einfach benutzt werden. Aber sie können fragen.
Beiboot und Handlot
Ein gutes Beiboot für Entdeckung kleiner Kanäle oder das Anfahren von unbewohnten Inseln, Sandbänken, etc. erhöht den Erlebnisgehalt eines Lagunen-Aufenthaltes enorm. Ein Handlot, sei es auch ein
einfaches selbst gebasteltes, ist praktisch zum Ausloten von Kanälen und Uferbereichen.
Zahlreiche Marinas
In und um Venedig gibt es viele größere und kleinere Marinas für Segelyachten. In Zentrumsnähe sind es drei. Fünf Marinas mit allem Service und rund 1.500 Liegeplätzen gibt es nördlich von
Venedig bei der Mündung der Sile (Piave Vecchia). Auch in Chioggia, der kleinen Schwester Venedigs im Süden der Lagune können Segler zwei Marinas anlaufen. Eine ausführliche Beschreibung aller
Marinas mit Ansteuerung, Telefon-Nummern und Hafenskizzen finden Sie im nautischen Reiseführer "Die Lagune von Venedig", siehe unten.
Literatur und Film:
Heinrich Breidenbach: "Die Lagune von Venedig - Häfen - Inseln - Wasserwege", Edition Maritim, Hamburg 2005; 160 Seiten, 100 Farbfotos, 45 farbige Pläne. € 19,90. Ein nautischer Reiseführer mit
allen Informationen für Bootsfahrer und 15 detailliert beschriebenen Routen durch die Lagune.
Heinrich Breidenbach, Hermann Peseckas: "Der Königsweg nach Venedig - mit dem Boot in die Lagune", Revierführer auf DVD und Video, 56 Minuten, Eigenverlag, Salzburg 2003. € 18. Der filmische
Revierführer begleitet einen Segeltörn von Istrien über die Adria nach Venedig bis vor den Markusplatz und tief hinein in die Lagune. Direktbestellung; 0043-664-3265653 oder
www.koenigsweg-venedig.com .
Spezialkarten sind unerlässlich
Spezialkarten sind für die Orientierung in der Lagune und das Finden der befahrbaren Kanäle unerlässlich. Die Tiefe der Kanäle schwankt zwischen einem und zwanzig Metern. Außerhalb der Kanäle ist
die Lagune seicht. Viele Kanäle sind auch für Segelyachten problemlos zu befahren. Die jeweilige Tiefe ist in den Lagunen-Spezialkarten eingezeichnet. In der Regel stimmen die Tiefenangaben. Aber
die Kanäle können versanden. Sie müssen laufend gewartet und ausgebaggert werden. Es kann vorkommen, dass man mit diesen Arbeiten im Verzug ist. Ein wenig Aufmerksamkeit schadet daher nie!
Verbreitet sind zwei Karten im Maßstab 1:50.000.
"Laguna Veneta - Carta Nautico Turistica" vom Verlag "Belletti Editore" (Misano-Adriatico).
"Laguna Sud di Venezia" und "Laguna Nord di Venezia" aus der Reihe "Navigabene-Carte Nautiche" vom Verlag Centro del Libro (Arbizzano).