Salzburger Fenster, Meinung 20-2013
Perverse Hochwasserlogik mit System
Wenn bei Hochwasser in Polen alle Dämme an der Oder halten, geht Ostdeutschland unter. Also „freut“ man sich in Deutschland über Dammbrüche in Polen. Das ist schon ein bisschen pervers, hat aber
seine Logik. Die scheinbaren Allheilmittel gegen Hochwasser, nämlich schneller Abfluss, sowie höhere und bessere Dämme sind eben nur punktuelle Maßnahmen und keine „Lösung“. Irgendwo weiter
flussabwärts wird dann die Situation unbeherrschbar.
Hochwasser machen demütig, oder sollten das tun. Nicht alles ist vom Menschen beherrschbar. Nicht an jedem Naturereignis ist jemand „schuld“. Die Natur an sich ist nicht „gut“. Sie kann auch
grausam und launisch sein.
Trotzdem wird nach jedem Hochwasser-Ereignis viel Gescheites geredet und geschrieben. Es wird zu Recht auf den Klimawandel hingewiesen. Es wird zu Recht gefordert, dass die Flüsse mehr Platz
bekommen müssen, dass natürliche Überschwemmungsräume ausgewiesen werden müssen, dass vor allem in den Oberläufen, in den Gräber und Bächen der Abfluss verzögert werden muss, dass jede
Rückhaltemöglichkeit genutzt werden muss, dass zu viele Flächen verbaut und versiegelt werden, dass die Gefahrenzonen ernster genommen werden müssen, dass punktuelle Verbauungen notwendig sind,
usw.
Nach wenigen Tagen Sonnenschein und Normalität schaut die Welt dann schon wieder ganz anders aus. Die Opfer, für die der mühsame Wiederaufbau dann erst beginnt, verschwinden schnell wieder aus
dem Fokus der Aufmerksamkeit. Wer mit einem blauen Auge davon gekommen ist, wie etwa die Stadt Salzburg, wähnt sich sicher.
Aber es muss tatsächlich viel geschehen und umgedacht werden. Es müssen sich Einstellungen ändern. Und es müssen die Fehler der Vergangenheit korrigiert werden, wo das noch möglich ist.
Historische Fehlentscheidung
Manche dieser Fehler hatten nie mit mangelndem Wissen zu tun, sondern schlicht und einfach mit miserablen politischen Verhältnissen. In Salzburg zum Beispiel war dies die historische
Fehlentscheidung, den letzten großen geeigneten natürlichen Überflutungsraum der Salzach südlich der Landeshauptstadt, für ein Gewerbegebiet zu opfern. Die Zerstörung und Verwertung der Ursteinau
bei Puch ist ein Musterbeispiel für eine Politik, wie sie in Salzburg nie wieder vorkommen darf. Ein einflussreicher Wirtschaftskammerdirektor, ein reicher Schotterbaron und kurzsichtige
Gemeindepolitiker degradierten die Instanzen des Landes zu Erfüllungsgehilfen.
Die Abwahl solcher politischer Verhältnisse ist auch Hochwasserschutz.
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Aufschlüsse nach der Politik? Die Zeit nach der Politik gibt oft Aufschluss über den wirklichen charakterlichen Zuschnitt von Politikern. Es schaut düster aus. Der grüne Joschka Fischer macht
ausgestopft auf abgeklärten Staatsmann, während er unter anderem Geld als Berater für milliardenschwere Erdgaspipeline-Projekte macht. Der rote Gerhard Schröder tut sich als Putin-Freund hervor
und macht Geld mit Russland Geschäften. Der schwarze Wolfgang Schüssel geht als Aufsichtsrat zu einem deutschen Atomkonzern. Und jetzt wird der rote Alfred Gusenbauer Aufsichtsrat eines
Tochterkonzerns des Glückspielriesen Novomatic. Ausgerechnet Glücksspiel! Wie erbärmlich!
h.breidenbach@salzburger-fenster.at
Zitat: „Die Zerstörung der Ursteinau ist ein Musterbeispiel für eine Politik, wie sie in Salzburg nie wieder vorkommen darf.“