Salzburger Fenster, Meinung 19-2013
Psycho-Medikamente für Kinder!?
Der Schulschluss naht. Der Stresspegel steigt. Was hilft? Pillen zum Beispiel. Österreichs Kinder und Jugendliche werden insgesamt massenhaft und zunehmend mit Psycho-Medikamenten gefüttert.
Gegen Ängste, Konzentrationsschwierigkeiten, Stress, Verstimmungen, Depressionen, usw. wird fest geschluckt. Überforderte Eltern verlangen das Zeug. Ärzte verschreiben es. Die Kassen bezahlen.
Das System funktioniert ohne großes Aufsehen.
Eine Primitivwissenschaft mit ihren Modewörtern ist Teil dieses Systems. Wenn einmal ein passendes Wort für diffuse Beeinträchtigungen gefunden worden ist, werden flugs unterschiedlichste
Probleme mit diesem Begriff krankheitswertig diagnostiziert. Das „burn out“ ist so ein Beispiel in der Erwachsenenwelt. Bei den Kindern ist es das so genannte
„Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom“ (ADHS), das bald schon bei jedem Zappel-Phillip als Krankheit diagnostiziert wird. Und bei „Krankheiten“ werden eben Medikamente verschrieben. Das
sind wir ja so gewohnt.
Der Humbug um die ADHS-Diagnose ist längst entlarvt. Sowohl die Häufigkeit der Diagnose als auch die der Medikamenten-Verschreibung haben mit der sozialen Situation der Kinder zu tun. Das hat
eine aktuelle große schwedische Studie treffend gezeigt.
Natürlich gibt es psychische Erkrankungen auch bei Kindern. Natürlich können dagegen auch Psychopharmaka hilfreich sein. Aber doch bitte nur in Einzelfällen und als allerletztes Mittel! Es darf
nicht hingenommen werden, dass Probleme von Kindern mit Tonnen von Psycho-Medikamenten „gelöst“ werden.
Schuldige
In diesem Fall müssen auch „Schuldige“ gesucht werden. Für ärztlich verschriebene Medikamente wird jedes Geld ausgegeben, für Psychotherapie vergleichsweise sehr wenig. Für dieses skandalöse
Missverhältnis sind die Gesundheitspolitik, die Kassen und der Lobbyismus der Ärzteschaft verantwortlich.
Die Kinder sind ein Spiegel. Es verwundert ja nicht, dass sie an „Aufmerksamkeitsstörungen“ leiden. Das passt gut zu einer reizüberfluteten Gesellschaft mit insgesamt viel zu wenig Ruhe, Stille,
Zeit und gegenseitiger Aufmerksamkeit.
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Leer stehende Wohnungen auf den Markt! Leer stehende Wohnungen blockieren wertvolles erschlossenes Bauland. Teure Straßen, Buslinien, Schienen, Müllabfuhr, Schneepflug, Wasser-, Strom- oder
Fernwärmeleitungen führen oder fahren sinnlos an ihnen vorbei. Dafür bezahlen alle. Leer stehende Wohnungen sind keineswegs eine „Privatsache“. Sie sind eine zutiefst öffentliche
Angelegenheit.
Tausende leer stehende Wohnungen in Stadt und Land treiben die Wohnungspreise in die Höhe. Sie müssen auf den Markt! Dafür kann die Politik sorgen. Durch Hilfen, dort wo sich Eigentümer
notwendige Sanierungen nicht leisten können. Durch massiven Druck und exorbitante Besteuerung, wenn Eigentümer Wohnraum einfach leer stehen lassen. Es stimmt schon, Vermieten ist manchmal lästig,
macht Arbeit und ist auch nicht immer ein Geschäft. Aber so ist das halt. Wohnungen dürfen trotzdem nicht leer stehen. Das muss über allem stehen.
Wenn die so genannte „Sozialbindung des Eigentums“ keine vollkommen leere Phrase sein soll, dann wohl bei Wohnraum. Er muss als solcher genutzt werden, solange dafür Bedarf ist.
h.breidenbach@salzburger-fenster.at
Zitat: „Der Humbug um die ADHS-Diagnose ist längst entlarvt.“