Salzburger Fenster, Meinung 16-2013


Die Arbeit hoch!

Arbeit ist die dunkle Zeit zwischen den Wochenenden und Urlauben. Sie ist die möglichst kurze Vorbereitung auf eine möglichst lange Pension. Sie bringt gesundheitliche Abnützungen und akute „böööööörn auttt“ Gefahr.
Es ist ein Kreuz mit der Arbeit. Wirklich?
Denkwürdig ist doch, dass die Menschen, als die Arbeit noch 12 und mehr Stunden währte, härter war und weniger Wohlstand abwarf, begeistert das hohe Lied der Arbeit sangen und ihr einen eigenen Festtag widmeten.  
Sie haben die andere Seite gesehen. Nicht nur die Ausbeutung und Plagerei, sondern auch, dass die Arbeit den Menschen auszeichnet. Dass sie Sinn, Erfüllung, Würde, Zufriedenheit und Stolz stiftet. Dass sie für ein gutes Leben sorgen kann. Dass sie gescheit macht. Dass ein riesiger Teil des Wissens der Menschheit nur mit der Arbeit weiter gegeben werden kann. Dass sie den Einzelnen mit der Gesellschaft verbindet, Kontakte schafft und den Alltag strukturiert.
Die Arbeit hat Potential.
Es könnte viel besser gehen mit der Arbeit in unseren reichen, hochproduktiven Gesellschaften. Ein bisschen mehr Respekt, Menschlichkeit, Solidarität, Weitblick, Phantasie, Kreativität und Willen. Ein bisschen weniger Achtlosigkeit, Verschleiß, Kurzsichtigkeit, Kapitalismus und Neoliberalismus. Mehr würde es gar nicht brauchen. Ausschauen tut es aber gar nicht danach. Die Zufriedenheit mit der Arbeit sinkt. Wir liegen meilenweit hinter unseren Möglichkeiten.  
Ein kleines Beispiel liefern Post und Telekom. Diese Großbetriebe haben es tatsächlich geschafft, tausende von Arbeitnehmern, die mit einer hohen Arbeitsmoral in ihren Beruf gegangen sind, absolut zu demotivieren. Das muss ein Management einmal zusammen bringen!
Die Sozialpartner und die Politik wären dafür zuständig, dass Menschen von ihrer Arbeit auch leben können, dass Einkommen und Lebenshaltungskosten, zum Beispiel für das Wohnen, zusammen passen. Das ist nicht der Fall.

Bunt und vital
Die Personaler könnten von ihrem spießigen Konservativismus ein bisschen abrücken und Lebensläufe mit Hochs und Tiefs, mit Brüchen, Auszeiten, Bildungs- und Karenzzeiten wenigstens neugierig anschauen. Älteren Arbeitnehmern, die einmal irgendwo herausgefallen sind, geht es trotz allem Sonntagsreden-Gesülze sehr schlecht.
Arbeit braucht auch das Gefühl, dass es halbwegs gerecht zugeht. Einkommens-Unterschiede, die mit keiner Leistung begründet werden können, gehören abgeflacht. Die öffentliche Hand mit ihrem riesigen Auftragsvolumen müsste Anreize für Betriebe setzen, ihre Arbeitnehmer gut zu behandeln. Kommt das in das nächste Salzburger Regierungsprogramm? Der öffentliche Dienst selbst muss vom Gift der Parteibuchwirtschaft befreit werden.
Die Konsumenten haben ebenfalls viel in der Hand. Sie können brutale Ausbeutung von Mensch und Natur kaufen, oder aber ordentliche Arbeitsverhältnisse, Nachhaltigkeit und regionale Kreisläufe.
Die Arbeit gilt als graues Thema. Sich mit ihr zu beschäftigen, lohnt für Politik und Medien wenig. Das ist schade. Eigentlich ist sie bunt, vital und aufregend. Aber es geht bei ihr wirklich um das Eingemachte, um Macht, Milliarden und Lebensglück.
h.breidenbach@salzburger-fenster.at

Herausgehobenes Zitat: „Es könnte viel besser gehen mit der Arbeit in unseren reichen Gesellschaften.“