Meinung
SALZBURGER FENSTER 15/2012
von Heinrich Breidenbach
Regionalstadtbahn: Ein Loch Ness-Schicksal?
Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ist dafür. Zahlreiche Bürgermeister der Umlandgemeinden bis hinein nach Bayern und Oberösterreich sind dafür. Stadt und Land sind dafür. Die
Verkehrsinitiativen ebenso. Eine löbliche Einigkeit.
Ein verbundenes Schienennetz vom Flachgau durch das Stadtzentrum bis zum Königssee, von Freilassing bis ins Salzkammergut, mit Einbindung der S-Bahnen, intelligent vertaktet und optimal mit den
Buslinien abgestimmt, wäre tatsächlich ein großer Wurf für Salzburg. Die Erfahrungen anderer Regionen mit solchen Systemen sind sehr gut. In Karlsruhe etwa hat man damit rund 40 Prozent der
Autofahrer zum Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr bewegen können.
Trotzdem. Irgendwie befällt einen bei den periodisch in Salzburg aufflackernden Diskussionen und Fortschrittsmeldungen zu diesem Thema immer das Gefühl, man habe es mit einem Loch-Ness Phänomen
zu tun. Seit Jahrzehnten taucht das Projekt in verschiedensten Varianten auf, findet Beifall, Zustimmung oder auch Kritik und verschwindet dann wieder. Die diversen Studien, Varianten und
Projekte füllen mittlerweile Archive.
Es ist auch etwas geschehen. Die S-Bahnen mit neuen Zügen, Bahnhöfen und Taktfahrplan sind eine Erfolgsgeschichte. Aber das verbundene System für die ganze Region steht trotz allem in den
Sternen. Ein Knackpunkt ist die Durchfahrt der verlängerten Lokalbahn durch Stadt. Nur „offiziell“ haben sich Stadt und Land auf eine unterirdische Variante festgelegt. Hört man aber nur ein
bisschen in die Politik hinein, werden viele Fragezeichen und Unsicherheiten deutlich.
„Erfolgsmeldungen“ von gestern
Ober- oder unterirdisch? Das ist mittlerweile ein richtiger Glaubenskrieg mit fest gefahrenen Fronten und verfeindeten Lagern geworden. Beide „Lager“ haben gute Argumente. Als Laie ist man bei
deren Bewertung heillos überfordert. Eine seriöse Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen beider Varianten gibt es nicht. Allein die Kostenschätzungen für den unterirdischen Abschnitt in der
Stadt sind äußerst vage und liegen um über hundert Millionen Euro auseinander. Die Beteiligung des Bundes ist nicht ansatzweise gesichert. Usw.
Die offizielle Salzburger „Landeskorrespondenz“ vermeldete wörtlich folgende erfreuliche Erfolgsnachricht zum Thema: „Der Bundesminister für Verkehr unterstützt das Salzburger Projekt der
Errichtung einer Stadtregionalbahn. Das Projekt befindet sich aus Salzburger Sicht auf einem guten Fundament. Über die zu realisierende Variante herrscht Einigkeit.“
Die Meldung hat nur einen Nachteil. Sie ist ein bisschen alt, nämlich vom 27. März 2008.
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Glücksspiel-Geld. Es wäre schrecklich, wenn sich der von der Staatsanwaltschaft erhobene Verdacht des Amtsmissbrauchs und der unzulässigen Zusammenarbeit mit der
Glücksspiel-Branche gegen einen Salzburger Polizeijuristen bestätigen würde. Aber wie auch immer dieser konkrete Fall ausgehen wird, eines ist sicher: Mit Glücksspielen aller Art kann zu viel
Geld verdient werden. Geld, das auch mit dem Leid zehntausender Spielsüchtiger und deren Familien verdient wird. Geld, das in der Folge dieser Branche zu immer mehr wirtschaftlicher Macht,
politischem und medialem Einfluss verhilft. Dieser Prozess ist voll im Gang.
Laut der aktuellen „Forbes“ Milliardärs-Rangliste ist der reichste Österreicher derzeit der Mehrheitseigentümer des niederösterreichischen Glücksspiel-Konzerns Novomatic. Das ist ein Jammer und
bezeichnend dafür, dass die Wertigkeit von Leistung auf dem Kopf steht. So viele Menschen stellen vernünftige Dinge her und leisten sinnvolle Arbeit. Aber der reichste Österreicher wird man
ausgerechnet mit Glücksspiel…
h.breidenbach@salzburger-fenster.at