Meinung
SALZBURGER FENSTER 41/2012
von Heinrich Breidenbach
Über die Bienen reden
Von Albert Einstein stammt angeblich der Satz, dass die Menschheit eine Welt ohne Bienen nur um vier Jahre überleben würde. Ob das genau so stimmt, sollten wir lieber nicht ausprobieren.
Wichtig ist es aber schon, wie es den Bienen so geht. Schließlich gilt die Biene nach Rind und Schwein als das drittwichtigste Nutztier überhaupt. Das Pech der Tierchen ist nur, dass sie so klein
sind und ihre Arbeit ganz unauffällig tun. Aber wenn die Bienen diese Arbeit nicht mehr tun könnten, würde das zu gewaltigen globalen Ernährungsproblemen, zum Sterben ganzer Agrar-Branchen und zu
enormen Verteuerungen bei wichtigen Lebensmitteln führen.
Gut, dass es Leute wie den Schweizer Filmemacher Markus Imhoof gibt. Der Mann schafft es mit seinem derzeit in den Kinos laufenden Dokumentarfilm „More than Honey“, dass eine vermeintliche und
belächelte „Kleinigkeit“, wie die weltweit dramatisch schlechte Situation der Bienen, ein wenig in dem Blickpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit gerät.
Gift bleibt legal
in Österreich setzt den Bienen unter anderem ein gebeiztes Mais-Saatgut tödlich zu. Die dabei verwendeten Gifte mit Wirkstoffen aus der Gruppe der „Neonicotinoide“ wirken gegen einen
Maisschädling. Dieser könnte allerdings auch viel sanfter mit einer kürzeren Fruchtfolge auf den Feldern einfach bekämpft werden. Der Wirkstoff wurde eindeutig in Proben zahlreicher toter
Bienenvölker nachgewiesen. Ein offizieller Forschungsbericht der „Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit“ mit dem Namen „Melissa“ hat die Zusammenhänge bestätigt. In Deutschland und
zahlreichen anderen Ländern sind diese Gifte auch bereits verboten. In Österreich sträubt sich das Landwirtschaftsministerium bisher dagegen.
Und noch etwas hat der Forschungsbericht - gewissermaßen als Nebenprodukt - ans Licht gebracht: In den Proben toter Bienenvölker wurden häufig auch längst verbotene Agrargifte gefunden. Wir haben
in Österreich also folgende Situation: Ein für Bienen tödliches Agrargift bleibt erlaubt und längst verbotene Gifte werden ganz offensichtlich weiterhin systematisch verwendet. Man weiß das
spätestens seit März dieses Jahres, dem Zeitpunkt der Veröffentlichung des Forschungsberichtes „Melissa“.
Kümmern tun sich darum nur die üblichen Verdächtigen. Umweltorganisationen wie Global 2000, ein paar Imker und die Grünen im Parlament. Eine breitere Öffentlichkeit hat das Thema überhaupt noch
nicht erreicht.
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Erleichterung und Schrecken. Das Gute an der Wiederwahl von Barack Obama zum US-Präsidenten ist, dass sein Kontrahent Mitt Romney letztlich doch überraschend deutlich nicht
gewählt wurde. Der Kandidat der rechten Milliardäre, religiösen Eiferer, gefährlichen Pseudopatrioten, Waffennarren und reaktionären Medienmacher hat es mit einem Abstand von immerhin drei
Millionen Stimmen doch nicht geschafft. Das ist eine Erleichterung.
Schrecken gibt es trotzdem auch. Im wirtschaftlich und militärisch immer noch stärksten Land der Welt votierten 48 Prozent der Wählerinnen und Wähler für eine Politik der unbeirrbaren
Energieverschwendung und aggressiven Leugnung von Umweltproblemen, für noch ungeregeltere Finanzmärkte und hemmungslosen Kapitalismus, gegen eine soziale Gesundheitsreform und für Steuergeschenke
an Superreiche. In einer Kammer des Kongress, dem gesetzgebenden Organ der USA, hält diese Politik weiterhin die Mehrheit. Der gewählte Präsident muss mit tausend Kompromissen gegen sie regieren.
Der angeblich „mächtigste Mann der Welt“ hat zu Hause in Washington einen bleischweren Klotz am Bein.
h.breidenbach@salzburger-fenster.at